Prosperia:Sündenfonds mit Pferdefuß – wirklich so wertvoll?

Michael Oehme äussert sich nachfolgend zu einem Beitrag im Handelsblatt zu dem obengenannten Fonds, der ja auch bei uns schon „kommentiert“ wurde.

Schauen wir uns den Beitrag von Gertrud Hussla, Handelsbatt doch einmal im Detail an …

Hussla: „Sünder leben im Diesseits gut – Heilige im Jenseits.“ Unter diesem Motto wirbt derzeit die in Würzburg ansässige Fondsgesellschaft Prosperia für Anlagen ihren neu aufgelegten Fonds „Prosperia Mephisto 1“. Er appelliert an Sparer, die mit ihrem Geld nicht unbedingt die Welt retten wollen, sondern lieber eine ansehnliche Rendite erwirtschaften möchten. Entsprechend investiert er in „sündhafte Investments“: Rüstungsindustrie, Spielcasinos, Sexshops, Luxusgüter. Ein Gegenstück zur Welle der grünen Investments also.

Doch der Name ist in jeder Hinsicht Programm: Die Sache hat einen ausgeprägten Pferdefuß. Während der Laufzeit bis 2016 gehen in einer Beispielrechnung 43 Prozent des Sparer-Einsatzes für Provision, Einrichtung und laufende Kosten drauf. 43 Prozent. Das ist auch für bekanntermaßen teure geschlossene Fonds ein stattliches Sümmchen.

Anmerkung:
Diesem Beitrag ging eine längere, offensichtlich nutzlose Kommunikation vorher. Es ist schon bedenklich zu nennen, wenn man an einem Fondskonzept nichts anderes finden kann, außer, dass man Äpfel und Birnen vergleicht und dabei die Grundsätze von geschlossenen Fonds als unternehmerische Beteiligungen übersieht. Es ist mathematisch falsch, die gesamten Kosten während der Laufzeit eines Fonds auf die Ursprungssumme (das Investitionskapital des Anlegers) prozentual zu verteilen, hieraus eine Kostenquote zu kalkulieren und daraus eine möglicherweise notwendige Rendite abzuleiten. Diese Denkweise entspricht dem klassischen Investmentfondsgedanke mit dem Unterschied, dass der Anleger hier die operativen Kosten überhaupt nicht kennt. Vielmehr müssen die laufenden Kosten ja aus dem operativen Geschäft heraus erwirtschaftet werden und belasten so nicht das Anlagekapital sondern sind Teil der Substanz schaffenden Investitionen, die nötig sind, um eine gewisse Rendite zu erwirtschaften und bei denen man abwägen muss, ob man sie eingeht, das heißt, ob der unternehmerische Gewinn dagegen steht. Das ist die unternehmerische Denkweise, die geschlossene Fonds prägt.

Hussla: Dabei ist die Idee äußerst verführerisch. Politisch inkorrekte Anlagen haben in den vergangenen Jahren eine erstaunlich gute und stabile Kursentwicklung hingelegt. Conrad Mattern, der die Anlage konzipiert hat, verweist auf den US-amerikanischen „ISE-Sindex“, einen Index, der Casinos, Tabakhersteller und die Alkoholindustrie abbildet. Dieser Index hat seit Anfang 2000 um rund 400 Prozent zugelegt. Der breite, weltweite MSCI World hat sich dagegen immer noch nicht ganz von der Dot-Com-Blase erholt und liegt gegenüber dem Jahr 2000 rund 30 Prozent im Minus. Von solchen Daten ermutigt verheißen die Anbieter eine Rendite von 19,7 Prozent.

Anmerkung:
Es ist für uns nicht erkennbar, dass ein innovatives Finanzprodukt, dessen Grundidee nachweislich eine überdurchschnittliche Rendite bringt, per se als Fondsbeteiligung nicht geeignet sein soll, zumal die Prognosen 50% Abschlag in den Renditeerwartungen bereits vorwegnehmen.

Hussla: Doch wo genau das Geld der Sparer beim „Mephisto 1“am Ende landen wird, ist noch offen. Die Anlageobjekte werden erst noch ausgewählt. Es handelt sich um einen „Blind Pool“.

Anmerkung:
Eine Festlegung im Vorfeld im Hinblick auf die Anlageobjekte kann für diesen Investmentansatz kontraproduktiv sein. Dies bringt die potentiellen Zielinvestments in eine bessere Verhandlungsposition im Hinblick auf die Beteiligungskonditionen.

Hussla: Korrekt verweist der Verkaufsprospekt auf das Risiko eines Teil- oder Totalverlusts. Schließlich können sich die ausgewählten Engagements als Flops erweisen. Es kann auch passieren, dass gar nicht erst genug Geld zusammenkommt. Der Fonds sei damit nur als Beimischung geeignet, heißt es. Immerhin ist der Anleger im Kleingedruckten gewarnt.

Anmerkung:
Bei den Angaben, die übrigens nicht kleingedruckt wiedergegeben werden, handelt es sich um Feststellungen, die von jedem seriösen Produktanbieter vorzunehmen sind. Das nennt man unternehmerisches Risiko.

Hussla: Sicher sind nur die Kosten, die im Prospekt mal hier und mal da erwähnt sind. Laut Seite acht beträgt das Agio fünf Prozent. Auf Seite 43 ist von Emissionskosten in Höhe von 10,5 Prozent die Rede. Agio nicht mitgezählt. Aus der Liquiditätsplanung auf Seite 45, einer Tabelle, errechnet sich, dass inklusive weiterer Kosten im ersten Jahr schon mal 18,1 Prozent der investierten Summe abgehen.

Anmerkung:
Grundsätzlich sind die Kosten gem. der Prospektverordung nicht „hier und da“, sondern vollständig und transparent wiedergegeben. Eine Emissionsquote in Höhe von 10,5% ohne Agio ist marktüblich und nachvollziehbar, wenn man sich in der Fachmaterie auskennt.

Hussla: Die laufenden Abzüge sind auch in den Folgejahren deftig: Darunter zwei Prozent der Anlagesumme jährlich für das Management, plus Umsatzsteuer, und noch einmal zwei Prozent für die Fondsverwaltung, plus Umsatzsteuer.
Nur um die Nebenkosten zu decken, müssten die Investments des Fonds eine Rendite von rund zehn Prozent abwerfen.

Anmerkung:
Unabhängig davon, dass die Anlagestrategie ein straffes Investitionsmanagement, das auch vergütet werden muss, erfordert und diese auch durch die nachweislichen Renditeerwartungen getragen werden, raten wir der „Fachfrau“, die Vergleichsrechnung mit einer Schiffsbeteiligung aufzumachen. Bei bspw. typischen 18 Prozent anfänglichen Weichkosten und laufenden Kosten von sagen wir fünf Prozent pro Jahr und einer Laufzeit von 15 Jahren, wäre faktisch in ihrer Rechnung kaum mehr Anlegerkapital da. Wie hoch wäre hier die rechnerisch nötige Rendite?

Hussla: Ich persönlich würde mir für so viel Geld (die Mindestanlagesumme ist 5000 Euro) lieber gleich einen schicken Pelzmantel kaufen – wenn es schon sündhaft und teuer sein soll.

Anmerkung: nicht allzu ernst gemeinte Anmerkung, oder? Aber zumindest einmal der zaghafte Versuch der Journalistin, polemisch zu sein.