Finanzprofessor: Was der "Hebel" im Rettungsschirm mit einem Klärwerk zu tun hat

Von Prof. Dr. Christian Rieck

Finanzprofessor: Was der "Hebel" im Rettungsschirm mit einem Klärwerk zu tun hat
Analysiert in seinem aktuellen Buch die Wirkungen einer Euro-Rettung: Prof. Dr. Christian Rieck.

Wie funktioniert ein finanzieller Hebel?

Der „Hebel“ im Rettungsschirm hat zwei wichtige Wirkungen:
– Er multipliziert das Volumen des Rettungsschirms
– Er verleitet die Marktteilnehmer dazu, mehr Risiko zu erzeugen.

Entgegen seinem Namen kann ein finanzieller Hebel eher mit einem Klärwerk verglichen werden: Auf der einen Seite schüttet man verschmutztes Wasser hinein, auf der anderen Seite kommt ein Strom sauberes Wasser heraus und ein anderer Strom angereicherter Schmutz. Was im Klärwerk der Schmutz ist, ist auf dem Kapitalmarkt das Risiko: Das Hebel-Klärwerk macht zum Beispiel aus einer riskanten griechischen Staatsanleihe zwei Teile: einen Teil, der so gut ist wie eine deutsche Staatsanleihe – und einen anderen Teil, der so gefährlich ist wie Giftmüll.

Den Namen „Hebel“ hat dieses Klärwerk erhalten, weil man den Giftmüll als den einen Hebelarm ansieht und das saubere Wasser als den anderen. Und natürlich klingt Hebel viel harmloser als Giftmüll-Anreicherungsanlage.

Wie wirkt der Hebel auf den Rettungsfonds EFSF?
Der Rettungsfonds EFSF hat die Aufgabe, „verschmutzte“ Finanzwerte zu lagern, also Werte, die ein hohes Risiko besitzen. Der Hebeleffekt verdichtet nun aber das Risiko der eingelagerten Risiken immer höher. War der Rettungsschirm ursprünglich für normalen Finanz-Hausmüll ausgelegt, wird dieser durch den Hebel nun so hoch verdichtet, bis daraus hochgiftiger Sondermüll wird. Diesen gefährlichen Sondermüll lagert dann der Rettungsfonds ein.

Gleichzeitig entsteht durch den Vorgang des Verdichtens auch ein gesäuberter Finanzstrom, aus dem das Risiko (der Giftmüll) herausgehebelt wurde. Dieser gereinigte Strom geht dann an die privaten Investoren, während der Giftmüll beim Steuerzahler verbleibt.

Im Resultat kommt hiermit eine viel größere Menge des Risiko-Giftmülls beim Steuerzahler an als zunächst vereinbart. Bei einem „Hebel“ von 1:5 wird der Risiko-Giftmüll um den Faktor fünf verdichtet, und die Steuerzahler übernehmen ein fünfmal so hohes Risiko wie vorher gedacht. Faktisch bedeutet der sogenannte Hebel also eine Vergrößerung des Rettungsschirms auf ein Vielfaches seiner nominalen Summe. Ob das die Parlamentarier bei der Abstimmung verstanden haben, darf bezweifelt werden.

Wie wirkt der Hebel auf die Investoren?
Gleichzeitig hat der Hebel eine gefährliche Wirkung auf die Investoren. Da die Investoren den vom Risiko gereinigten Zahlungsstrom bekommen, achten sie weniger darauf, wie viel Risiko erzeugt wurde. Dadurch gibt der gehebelte Rettungsschirm EFSF einen Anreiz an die Märkte, noch mehr Risken zu erzeugen. Der Grund ist folgender:

Der „Hebeleffekt“ soll erreicht werden, indem der EFSF wie eine Versicherung arbeitet und die ersten Verluste der Investoren übernimmt. Damit ist diese Versicherung aber genau andersherum konstruiert als normale Versicherungsverträge: Bei einer Teilkasko-Versicherung für sein Auto muss man die ersten Verluste selbst bezahlen, die Versicherung übernimmt lediglich den Anteil, der über die Selbstbeteiligung hinausgeht. Damit wird erreicht, dass die Versicherungsnehmer vorsichtig mit ihrem Auto umgehen und Risiken vermeiden. Indem man diesen Vertrag umdreht, schafft man einen Anreiz, dass die Kunden sich besonders riskant verhalten, weil die ersten Verluste nie aus der eigenen Tasche bezahlt werden.

Anstatt Risiko zu beseitigen, schafft der Hebel im Rettungsschirm also sogar neues Risiko.

Weitere Analysen zur Eurokrise finden sich in dem aktuellen Buch von Professor Rieck:

Christian Rieck: Rettung vor dem Euro – Die Zukunft Ihres Vermögens und des Euros, 232 Seiten, EUR 15,-. ISBN 978-3-924043-60-5.

Christian Rieck hat seinen Verlag schon vor über einem Vierteljahrhundert gegründet, damals noch als Student. Heute ist er Professor für Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt, begehrter Redner und Referent zu betriebswirtschaftlichen Fragen und nach wie vor Verleger aus Leidenschaft.
Der Verlag publiziert Sachbücher und Ratgeber. Begonnen hat es mit Büchern rund um Automobile und Motorräder, wovon auch noch die Schraube als Verlagslogo zeugt. Das Spektrum der Autoren reicht vom „alten Hasen der Branche“ (zum Beispiel Siegfried Rauch, dem ehemaligen Chefredakteur der Zeitschrift „Das Motorrad“) bis zum jungen Newcomer, der sein erstes Buch veröffentlicht hat. Heute bilden auch Management-Bücher zu spieltheoretischen und volkswirtschaftlichen Inhalten einen Schwerpunkt des Verlagsprogramms. Immer geht es darum, einer breiten Öffentlichkeit komplexe Zusammenhänge einfach und prägnant zu präsentieren. Und darum, praktisch verwert-bare Ratschläge zu geben.

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