Finanzjournalismus muss engagierter werden

Die nächste Wirtschaftskrise kommt bestimmt – und ein extra Engagement in Sachen verlässlicher Informationsbeschaffung wird entscheidend sein, wenn es darum geht, in sichere Anlagen investiert zu haben. Die Ursachen der hoffentlich zumindest in Deutschland überstandenen „Götterdämmerung“ sind längst auf dem Tisch – schön wäre nur gewesen, wenn es auch die vielen Anleger hätten kommen sehen und sich daraufhin kritischer mit ihren Investitionen auseinandergesetzt hätten. Ein engagierter Journalismus in Sachen Finanz- und Bankwesen kann nicht das nervenaufreibende aber überaus notwendige Studieren komplizierter Informationsprospekte vor einem Vertragsabschluss ersetzen, aber er kann zu einem besseren Verständnis übergeordneter Zusammenhänge im Finanzwesen beitragen. Darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdisskusion des diesjährigen Medientreffpunktes Mitteldeutschland einig!

Mit Lutz Meier von der Financial Times, Dr. Thorsten Voß von der Rechtsanwaltsgesellschaft Schulte Riesenkampff, Prof. Dr. Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance and Managment  sowie Lars Hofer als Vertreter des Bundesverbandes der Banken blieb das Thema im Blickwinkel wichtiger aber bedingt gemischter Ausgangspunkte. Über die Meinung der Anleger wurde aber zumindest richtig spekuliert, dass vielen, die nicht irgendartig in der Finanzbranche verwurzelt sind, das Thema zu komplex und damit oft zu uninteressant ist. Nicht selten vertrauen sie dann zu schnell und zu blauäugig auf die knappen Ausführungen der Bankagenten und schließen langfristig gesehen risikobehaftete Deals ab. Herr Meier wies deutlich daraufhin, dass die geringe „Nachfrage“ zu diesem Thema den Ehrgeiz der Journalisten in diesem Bereich fundiert zu recherchieren und Bericht zu erstatten, wenig antreibt. Gleichzeitig ist man bei der komplexen und umfangreichen Thematik des Finanzwesens vor das Problem einer imensen Informationsbewältigung gestellt.

Bei der Frage nach mehr Öffentlichkeit des Bankwesens äußerte sich Herr Hofer vom Bundesverband der Banken zwar bejahend, dennoch schien dieser Bereich unangenehm und wurde nur verhalten bedacht. Mehr Tranzparenz des Finanzsystems ist aber mit dem Plus an gutem Finanzjournalismus besonders hilfreich für den Bankkunden, um vernünftige Entscheidungen zu treffen. Dass die Kreditinstitute dabei zurückhaltend und zukünftig im gewissen Maße auch bleiben werden, widerspricht nicht den Erwartungen. Für die Journalisten soll das aber keine Entschuldigung sein „nachzuwühlen“, so Herr Meier von der Financial Times. „Die Öffentlichkeit muss sich nachhaltig mit dem Thema beschäftigen, damit so auch Druck auf das Finanzsystem ausgeübt wird“. In diesem Sinne waren die verstärkte Kontrolle und Regulierung der Banktätigkeiten gemeint, die als Schlussfolgerung aus der Krise weiterhin nicht zu leichtfüßig und vor allem auch zusammen mit der EU (Prof. Dr. Christoph Schalast) angegangen werden sollen. Ob aus den Fehlern wirklich ein real fassbarer Lerneffekt gezogen wird, bleibt abzuwarten. Bis dahin heißt es für den Anleger „Interessieren, Informieren und bis zum Ende begreifen“  (Meier) – mit fundiertem Finanzjournalismus klappt das aber besser!

Die Redaktion